Gleichheit II

  • Clara Zetkin 1915
    Clara Zetkin 1915

    Clara Zetkin, 1857–1933. Im Rahmen der Frauenkonferenz der Zweiten Internationale der sozialistischen ArbeiterInnenbewegung forderte sie 1910 gemeinsam mit Käte Duncker und Genossinnen die jährliche Abhaltung eines Tages, um das Frauenwahlrecht durchzusetzen. Die Sozialistin Zetkin distanzierte sich im Ersten Weltkrieg von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands aufgrund ihrer „Burgfriedenpolitik“ mit der kaiserlichen Regierung und trat 1918 schließlich der neugegründeten Kommunistischen Partei Deutschlands bei.
    Fotografie, 8x13 cm

  • Adelheid Popp 1919
    Adelheid Popp 1919

    Adelheid Popp, 1869–1939. Sie war eine der wichtigsten Pionierinnen der sozialdemokratischen Frauenbewegung, Delegierte bei der Frauenkonferenz der Zweiten Internationale 1910 in Kopenhagen und Rednerin am 19. März 1911. Die Sozialdemokratischen Arbeiterpartei hatte bereits 1892 die Forderung nach dem Frauenwahlrecht in das Parteiprogramm aufgenommen. Der Parteivorsitzende Victor Adler machte jedoch bald klar, dass das Frauenwahlrecht nur in zweiter Linie verfolgt werden könne. Er bezeichnete es als „politische Torheit“, das Wahlrecht für beide Geschlechter zugleich zu fordern. Sozialdemokratinnen wie Adelheid Popp oder Therese Schlesinger fügten sich schließlich der Parteiräson. Die Sozialistische Internationale kritisierte 1907 die Vorgangsweise der österreichischen Sozialdemokratie und erklärte, dass der Wahlrechtskampf „nach sozialistischen Prinzipien“, also „mit der Forderung des allgemeinen Wahlrechts für Frauen und Männer“, geführt werden sollte.
    Fotografie, 8,62 x1 4,19 cm

  • Ernestine von Fürth 1919
    Ernestine von Fürth 1919

    Ernestine von Fürth, 1877–1946. Sie war eine der zentralen Figuren der österreichischen Frauenstimmrechtsbewegung und sprach in dieser Funktion beim Internationalen Frauentag am 19. März 1911.

  • Illustrierte Kronen-Zeitung 1911
    Illustrierte Kronen-Zeitung 1911

    Illustration der Demonstration am 19. März 1911.

  • Festschrift des Frauenreichskomitees 1911
    Festschrift des Frauenreichskomitees 1911

    Festschrift zum Internationalen Frauentag 1911, herausgegeben vom Frauenreichskomitee der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP).
    Festschrift, 23 x 31 cm

  • Gesetz über die Wahlordnung 1918
    Gesetz über die Wahlordnung 1918

    Gesetz vom 18. Dezember 1918 über die Wahlordnung für die konstituierende Versammlung, Staatsgesetzblatt 1918/115. Die Provisorische Nationalversammlung der neuen Republik hob am 30. Oktober 1918 das Vereinsrecht der Monarchie auf, die Vereins- und Versammlungsfreiheit galt nun „ohne Unterschied des Geschlechts“. Am 18. Dezember 1918 wurde schließlich eine Wahlordnung für die konstituierende Nationalversammlung erlassen, die das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Stimmrecht aller Staatsbürger_innen ohne Unterschied des Geschlechts vorsah. Das Stimmrecht war an „moralische Integrität“ gebunden, mit dieser Argumentation wurden gewerbliche Prostituierte bis 1923 vom Wahlrecht ausgeschlossen.

  • Wiener Bilder 1919
    Wiener Bilder 1919

    Bei den Nationalratswahlen am 16. Februar 1919 waren Frauen erstmals gleichberechtigt den Männern österreichweit zur Wahl zugelassen. Die Wahlbeteiligung der Frauen fiel mit 82 % gegenüber 87 % der Männer relativ hoch aus. Mit dem Frauenwahlrecht war die zentrale Forderung des Internationalen Frauentags erfüllt. Die vollwertige Anerkennung von Frauen als Staatsbürgerinnen bedeutete einen zunehmenden Legitimationsbedarf für geschlechtsspezifische Organisationen und Forderungen. Frauenbewegte Vereine lösten sich teilweise auf, der Frauentag wurde für einige Jahre nicht mehr begangen. 1921 beschloss die II. Internationale Konferenz kommunistischer Frauen, den Frauentag wieder einzuführen, 1923 folgte die Frauenkonferenz der Sozialistischen Arbeiterinternationale.
    Zeitschrift, 29 x x 41 cm

  • Demonstration 1930
    Demonstration 1930

    Gleichheitsforderungen waren von Anbeginn an ein zentrales Thema am Frauentag. Nach der Erreichung des Frauenwahlrechts entwickelte sich die Reform des Ehe- und Familienrechts zu einem umkämpften Thema. Das aus dem Jahr 1811 stammende Familienrecht, laut dem der Mann das Haupt der Familie war, wurde erst im Jahr 1975 auf eine egalitäre Basis gestellt. In der Zwischen- und Nachkriegszeit scheiterten die Reformbestrebungen von Sozialdemokratie und KPÖ am politischen Widerstand der anderen Parteien.
    Demonstration anlässlich des Internationalen Frauentags in Floridsdorf. Aus: Der Kuckuck vom 6. April 1930, 15
    Fotografie, 15 x 11 cm

  • Festschrift zum Internationalen Frauentag 1932, herausgegeben vom Frauenreichskomitee der SDAP.
    Festschrift Frauenreichskomitee 1932

    Die ungleiche Entlohnung nach Geschlecht geht zurück auf die Vorstellung, dass der Hauptarbeitsplatz für Frauen der Haushalt sei. Eine eigenständige Existenzsicherung wäre daher nicht vonnöten. Die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit wurde schon in der Monarchie und in der Ersten Republik erhoben, die geschlechtsspezifische Segregierung des Arbeitsmarktes wurde auch thematisiert.
    Festschrift, 24 x 31 cm

  • Demonstration BDFÖ 1979
    Demonstration BDFÖ 1979

    Nachdem die Forderung nach geschlechtergerechter Bezahlung in der von Aufbauparolen und Restaurationsmetaphern geprägten Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg weniger Anklang gefunden hatte, tauchte sie in den 1970er Jahren im Forderungskatalog der Frauentage wieder auf. Gefordert wurden auch Maßnahmen, um die geschlechtsspezifische Segregierung des Arbeitsmarktes zu verändert und eine gesellschaftliche Bewusstseinsveränderung dahingehend voranzutreiben.
    Fotografie, 18 x 13 cm

  • Demonstration 1981
    Demonstration 1981

    Die identitätspolitischen Auseinandersetzungen innerhalb der Frauenbewegung manifestieren sich auch am Frauentag: Wer ist das adressierte Subjekt? Sind die Differenzen zwischen den Akteur_innen politisch, und wenn ja, in welcher Form? Wie sehr ist Identität und Einheit Voraussetzung für feministische Handlungsfähigkeit? Oder ist diese gerade durch eine subversive Infragestellung der Kategorien gegeben? Auch und gerade am Frauentag wurden diese Fragen verhandelt, die gebotene und verbotene sexuelle und geschlechtliche Identität definiert, um Ein- und Ausschlüsse gestritten. Stationen sind eine Politik des women only, die explizite Nennung von Lesben, eine Differenzierung in FrauenLesbenMädchen, die Abgrenzung gegenüber solidarischen, ‚feministischen’ Männern, Konflikte um die Präsenz von transidenten Personen und queere Verunsicherungen. Transparent auf der Frauentagsdemonstration im Jahr 1981.
    Fotografie, 18 x 13 cm

  • Demonstration BDFÖ 1980
    Demonstration BDFÖ 1980

    Der Internationale Frauentag wird — seit Anbeginn — in zahlreichen Ländern und von verschiedensten politischen Organisationen gefeiert. Der internationalistische Gedanke ist nach wie vor ein wesentlicher Moment dieses Tages. Der Frauentag, so die Vorstellung, soll ein Tag für „alle“ Frauen sein, jenseits von Herkunft und Aufenthaltsrechten. Ab den späten 1970er Jahren waren die Bedingungen, unter denen ausländische Personen in Österreich lebten und arbeiteten, ein Thema bei den Veranstaltungen zum Frauentag. Demonstration zum Internationalen Frauentag 1980. Vielfach forderten Mehrheitsösterreicher_innen mehr Rechte oder bessere Arbeitsbedingungen für Migrant_innen, die stellvertretende Position führt jedoch nicht selten zu stereotypen Darstellungen der „Anderen“.
    Fotografie, 12 x 13 cm

  • Demonstration 1982
    Demonstration 1982

    Für verschiedene selbstorganisierte Migrant_innenorganisationen hat der Frauentag eine große Bedeutung: als gefeierte oder unterdrückte Tradition in den Herkunftsländern und als politisches Bekenntnis.
    Frauentagsdemonstration am 8. März 1982.
    Fotografie, 47 x 31 cm

  • Demonstration BDFÖ undatiert
    Demonstration BDFÖ undatiert

    Die gesellschaftliche Aufgabenzuschreibung, was die Sorge um Kinder und Haushalt anlangt, war seit 1918 Thema auf vielen Frauentagen. Das Spannungsverhältnis zwischen Gleichheit und Differenz durchzog Slogans und Forderungen: Wenn Frauen als Arbeitnehmerinnen längere Mutterschutzfristen am Arbeitsplatz verlangten, wenn sie als Mütter politische Verantwortung einforderten, so setzten sie auf eine Umwertung der Geschlechterdifferenz. Bis in die 1960er Jahre wurde nicht die Rollenzuschreibung in Frage gestellt, sondern öffentliche Verantwortung für Kinderbetreuung in Form von Krabbelstuben oder kostenlosem Kindergarten postuliert. Seit den 1970er Jahren ist die Rollenaufteilung nicht mehr unzweifelhaft: Nicht nur die Gleichberechtigung der Frauen in der Öffentlichkeit, sondern auch diejenige der Männer im Privaten, also die Umverteilung von unbezahlter Arbeit wird denk- und forderbar.
    Demonstration anlässlich des Internationalen Frauentags, undatiert.
    Fotografie, 24 x 17 cm

  • Johanna Dohnal 1985
    Johanna Dohnal 1985

    Die ungleiche Repräsentation von Frauen und Männern ist nicht zu trennen von stereotypen Geschlechterbildern: Frauen sind für den privaten Bereich zuständig, Männer werden im öffentlichen Bereich verortet. Berufswünsche, Bildungswege und Lebensentwürfe sind daran gekoppelt und nach wie vor vielfach geschlechtsspezifisch. Politik ist ein Bereich, der bis vor knapp 100 Jahren ausschließlich männlich geprägt war. Nach der Zuerkennung des Wahlrechts bestimmten subtilere Mechanismen den Zugang zum Politischen. Nach wie vor erschweren strukturelle Diskriminierungen die Beteiligung und Repräsentation von Frauen. Eine Strategie, das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern zu verändern, sind Quotenregelungen. Die SPÖ (40%), ÖVP (30%) und Grüne (50%) haben Quoten verankert, die einzig die Grünen auch einhalten. BZÖ und FPÖ lehnen Quoten ab. Im öffentlichen Dienst gibt es seit knapp 30 Jahren eine Frauenquote, jüngst wurde eine Frauenquote in Aufsichtsräten börsennotierter Firmen diskutiert.
    Kampagne von Johanna Dohnal aus dem Jahr 1985.
    Fotografie, 18 x 25 cm

  • Flugblatt Frauenforum Feministische Theologie Tirol 1980er Jahre
    Flugblatt Frauenforum Feministische Theologie Tirol 1980er Jahre

    Auch die Kirche ist männlich geprägt. Das Frauenforum Feministische Theologie Tirol forderte anlässlich des Frauentags eine grundlegende Reform der Kirche und eine stärkere Repräsentation von Frauen, o. J. (1980er)

  • Plakat zum FrauenVolksbegehren 1997
    Plakat zum FrauenVolksbegehren 1997

    Die formelle Gleichstellung von Frau und Mann schien in den 1990er Jahren erreicht, de facto waren (und sind) Frauen jedoch in vielen Bereichen benachteiligt. Das 1996 von der Bundesregierung beschlossene Sparpaket mit zahlreichen Verschärfungen insbesondere für Frauen war schließlich der Auslöser für das Frauenvolksbegehren. In 11 Punkten wurde die „tatsächliche Gleichberechtigung“ gefordert.
    Plakat 1997, 60 x 85 cm